Weihrauch
Boswellia sacra
Gerade um die Advents- und Weihnachtszeit sowie in den zwölf heiligen Nächten wird auch bei uns viel geräuchert und es werden Duftlampen angezündet. Wir haben uns auf die Reise durch die Geschichte dieses Brauches begeben und uns näher mit dem Weihrauch befasst.
In der Antike spielte Weihrauch in den allermeisten Religionen und Kulturen eine wichtige Rolle. Zum Beispiel war er ein hoch bezahltes und begehrtes Handelsgut und wurde auf der Weihrauchstraße (Oman–Jemen–Hedschas–Gaza–Damaskus) sowie im Fernhandel bis in fast alle Gegenden der alten Welt gehandelt. Der Ursprung des Weihrauchs wurde geheim gehalten, die Handelswege überwacht.
Der Rauch und der Duft, die sich beim Verbrennen von Weihrauch entwickeln, machten den Weihrauch von alters her zu einer Komponente bei kultischen Vollzügen. Historisch wird die Verwendung von Weihrauch im Christentum auf die Parallele im Kult der Israeliten zurückgeführt, in deren Tempel zweimal täglich Ketoret verbrannt wurde. Ursprünglich aus dem kanaanäischen Räucherkult stammend, wurde der Weihrauch im alten Israel zunächst als „Neuerung“ abgelehnt. Erst später fand er Eingang im Tempel-Gottesdienst. Spätestens im nachexilischen zweiten Tempel von Jerusalem (ab etwa 540 v. Chr.) befand sich vor dem Vorhang des Allerheiligsten der Rauchopferaltar, an dem morgens und abends ein Rauchopfer dargebracht wurde.
In den verschiedenen Epochen der ägyptischen Pharaonen wurde Weihrauch bei vielen Kulthandlungen und bei der Mumifizierung verwendet. So nannten die alten Ägypter die Harzperlen des Weihrauchs den „Schweiß der Götter“. Viele andere antike Religionen und der orientalische und römische Herrscherkult kannten den Weihrauch. Während der republikanischen Zeit ersetzte bei den Römern das Verbrennen von Weihrauch die alten, vorgeschriebenen Opfer. Bei Bitt- und Dankesgebeten ließ man die Weihrauchkörner in speziell dafür bestimmten Gefäßen, acerra, im Feuer verbrennen. Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen – als Zeichen der Huldigung, aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks. Die römischen Kaiser ließen sich als Dominus et deus „Herr und Gott“ verehren und verlangten Rauchopfer vor ihrem Bild.
Die Ernte
Es gibt etwa 25 Arten von Weihrauchbäumen auf der Welt. Diese wachsen auch in Ländern wie Indien oder Somalia, doch Boswellia sacra in guter Qualtität gibt das beste Harz und gedeiht nur im Süden des heutigen Oman. Die Römer tauften die Region „Arabia felix“, das glückliche Arabien: Die Händler waren reich und das Land zwischen Meer und Bergen nach dem Monsun fruchtbar und grün, während anderswo auf der Halbinsel das Wasser stets knapp war. Es liegt wohl an diesem Mikroklima, welches das Harz aus der Dhofar-Region so intensiv duften lässt. Die Bäume mögen es trocken und heiß, doch feuchte Luft lässt sie besser gedeihen und ist die Voraussetzung für die reiche Ernte mit großen Stücken.
Der „echte Weihrauch“ war im Altertum eines der wichtigsten und begehrtesten Räucherharze. Durch Schnitte in Stamm und Äste tritt dort eine klebrig-milchige Flüssigkeit aus, die durch Trocknung an der Luft das Weihrauchharz entstehen lässt. Zwischen Ende März und Anfang April beginnt die Weihrauchproduktion, die über mehrere Monate andauert. Der erste Erntevorgang ergibt ein nur sehr minderwertiges Harz, das früher nicht verwendet wurde, mittlerweile jedoch vermarktet wird und bei uns im Handel zu finden ist. Die Ursprungsländer räuchern damit nicht. Erst drei Wochen später wird eine annehmbare Qualität geerntet, die mit den weiteren Wochen immer besser und reiner wird. Die Harzausbeute pro Baum hängt von Alter, Größe und Zustand des Baumes ab und liegt zwischen zwei und zehn Kilogramm. Die Weihrauchbäume sind jedoch in ihrem Fortbestand stark bedroht. Mehr als 82 % der Weihrauchproduktion stammt aus Somalia, der Rest kommt aus dem angrenzenden südlichen Arabien und aus zentralafrikanischen Ländern.
Verwendung damals
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Forscher mit der Frage befasst wo der Einsatz von Weihrauch sinnvoll und hilfreich ist. Anhaltspunkt waren hier natürlich zunächst einmal die überlieferten Anwendungsgebiete. Inzwischen gilt als gesichert, dass die in allen Weihrauchsorten enthaltenen Boswelliasäuren entzündungshemmend wirken. Diese Säuren verringern die Entzündungsreaktion durch ein Zusammenspiel mit verschiedenen Eiweißen, die an entzündlichen Reaktionen beteiligt sind.
Im Altertum waren Medizin und Religion eng verbunden. Spuren davon sind noch heute in der Sprache zu finden: Wenn etwas heilt, dann ist es heil-ig. Erste Hinweise auf die Verwendung von Weihrauch finden sich in dreieinhalbtausend Jahre alten Texten aus dem Niltal. Die Ägypter nutzten Weihrauch für den guten Geruch der Luft, für Salben und zur Wundbehandlung.
Hippokrates und andere griechisch-römische Ärzte setzten Weihrauch zur Wundreinigung, gegen Krankheiten der Atemwege und bei Verdauungsproblemen ein. Das teure Mittel wurde auch noch im Mittelalter als Medizin eingesetzt, so auch von Hildegard von Bingen.
In der griechische Medizin, allen voran von dem großen Pionier der antiken Medizin Pedanios Dioskurides, wird in seinem Werk „Über Arzneistoffe“ die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen (Boswellia serrata, Boswellia sacra) zur „Stärkung des Geistes und des Verstandes“ empfohlen.
Von der Antike über das Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert wurde Weihrauchharz als Pulver direkt oder als Heilpflaster-Zutat zur Behandlung von Wunden und Erosionen1 verwendet.
Unsere Vorfahren reinigten damit noch Wohnräume, Ställe und Krankenzimmer von Keimen. Der Duft von echtem Weihrauch ist frisch-zitronig.
Heil-Anwendungen heute
Heute wird Weihrauch zu reinigenden, medizinischen sowie spirituellen Zwecken geräuchert.
- Er wird zum Segnen, Weihen, zur Verinnerlichung und bei Meditationen verwendet, da er unsere Kräfte ins Gleichgewicht bringt und die inneren Energiekanäle reinigt.
- Auch wird er zur psychischen Reinigung verwendet: Nichts klärt den Geist so gut wie Weihrauch. Er macht empfänglich für heilende, geistige und kosmische Schwingungen. Er neutralisiert schwere Energien und trübe Gedanken. Er macht wach, konzentriert und präsent und ist eines der besten Mittel zur atmosphärischen Reinigung. Somit ist er auch ein sehr wirksames Antistress-Mittel.
- Zugleich wird er keimtötend, zellerneuernd und wundheilend und dient auch zur Kräftigung des Zahnfleisches.
Im indischen Ayurveda wird Weihrauch bereits seit ca. 5000 Jahren volksheilkundlich verwendet, etwa bei Arthritis, Ischialgie, rheumatischen Erkrankungen oder bei Gelenk- und Muskelbeschwerden.
Die Entwicklung chemisch-synthetischer Arzneistoffe, vor allem in den Klassen der Antibiotika und Krotikoide, ließ Weihrauch als Arzneimittel in Vergessenheit geraten. Im Zuge der Rückbesinnung auf Naturheilmittel sowie der Förderung der Naturheilmittelforschung rückte auch Weihrauch wieder in den Fokus medizinischen Interesses.
“In jedem Geruch wohnt ein geistiges Wesen höherer oder niederer Natur. Sehr hohe gute Wesenheiten wohnen im Weihrauch; sie ziehen uns direkt in die Höhe zu Gott.” (Rudolf Steiner)
1 eine sekundäre Haut- oder Schleimhautveränderung (Effloreszenz), die durch einen Verlust der Epidermis (Oberhaut) bzw. bei Schleimhäuten des Epithels bei intakter Dermis(Lederhaut) bzw. Schleimhaut-Eigenschicht gekennzeichnet ist.
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