Der sicherste Weg eine solide Menschenkenntnis zu erlangen, ist das Studium der Psycho- Physiognomik und jeder, der Führungsverantwortung hat, im Verkauf tätig ist oder Menschen bei ihrer Weiterentwicklung begleitet, findet in der Psycho-Physiognomik ein unschätzbar wertvolles Erkenntnis-Wissen.

Bereits Sokrates hat uns den Schlüssel zur Menschenkenntnis gegeben. „Erkenne Dich selbst“ war seine Botschaft, denn nur wer sich selbst erkennt, wird in der Lage sein,auch andere Menschen zu erkennen. Die Grundlage der Psycho-Physiognomik ist zuallererst ein solider Selbsterkenntnis- Prozess sowie ein Vordringen in den eigenen Wesenskern, um dadurch gerüstet zu sein, andere Menschen erkennen zu können. Wir sind menschliche Wesen und dies gilt es in uns selbst und im Anderen zu ergründen. Meist sehen wir beim Gegenüber „nur“ sein Verhalten und gehen dann gleich in Bewertungen wie: sympathisch
oder unsympathisch, richtig oder falsch, gut oder böse.
Die Psycho-Physiognomik ermöglicht uns hingegen eine viel differenziertere Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit über einen Menschen. Wir werden in die Lage versetzt, Persönlichkeitsund Wesens-Merkmale eindeutiger zu identifizieren. Am Kopf können wir zum Beispiel sehen, wie jemand sein Denken, Fühlen und Wollen (siehe Grafik) zum Einsatz bringen kann oder möchte. Das Gesicht eines Menschen ist die ausdrucksstärkste Region am Körper
und zeigt deutlich auf, was sich bei diesem Menschen noch entwickeln will, was ihn in der Vergangenheit beeindruckt hat und es jetzt im Gesicht zum Ausdruck bringt. Auch finden wir dort Hinweise zur Auffassungsgabe und zur Reaktionsfähigkeit bei Interaktionen mit dem Umfeld. Der Körperbau und die Körperbewegungen geben uns Hinweise darauf, wie jemand im Leben steht, wie gut der Energiehaushalt ist. Wir können erkennen, was dem Menschen zugemutet werden kann und ab wann jemand in die Überforderung kommt. Am Körperbau ist auch ersichtlich, ob jemand eher fürsorglich ist oder überwiegend sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zur Umsetzung bringen will und hierbei unter Umständen auch über Bedürfnisse anderer Menschen hinweggeht, beziehungsweise mit welcher Vehemenz dies geschieht.

Jede Region im Gesicht steht für besondere Qualitäten. Körperliche und seelische Belastungen können wir am Hautbild erkennen und mit der Patho- Physiognomik werden Organbelastungen erkannt. Diese Erkenntnisse können für Diagnosezwecke mit herangezogen
werden. Unsere Organwelt zeichnet sich in unserem Gesicht ab, ebenso wie in unserem Mundbereich und an unseren Füßen (siehe Artikel mit Dr. Karin Bender-Gonser). Damit die Psycho-Physiognomik nicht zur „Schubladisierung“ führt, ist es unerlässlich, eine ganzheitliche, achtsame und unvoreingenommene Wahrnehmungsfähigkeit zu entwickeln. Es bedarf dafür der Schulung eines erkennenden Schauens sowie eines Schauens, das vom Offensichtlichen in das Wesenhafte eines Menschen vorzudringen vermag. Das wahre Wesen zu schauen, das ist die Übung gerade in unserer heute schnelllebigen Zeit und der scheinbaren Vereinheitlichung von Menschenbildern.
Die Psycho-Physiognomik kann bereits bei Kindern genutzt werden, um eine wesensgerechte Erziehung durch die Eltern und Lehrer zu unterstützen. Das war es auch, was Rudolf Steiner von den Lehrern in der von ihm gegründeten Waldorfschule verlangte. Dass sie das wahre Wesen der Kinder erkennen, um es bestmöglich zu entwickeln. Es bedarf dazu keines staatlich vorgegebenen Lehrplans, wie es heute der Fall ist, sondern eines individuell ausgerichteten und gestalteten Stundenplans, durch den die Kinder bereits frühzeitig auf das wahre Leben vorbereitet werden, um das Erlernte dann in der Lehre, im Studium und später im Lebensalltag zum Einsatz bringen zu können und ihr Beruf ihren Wesensmerkmalen entspricht.
In der Merkmals-Diagnostik der Psycho- Physiognomik gibt es kein gut oder schlecht, kein richtig oder falsch, vielmehr geben die zu erkennenden Merkmale wertvolle Hinweise, ob jemand seine Anlagen und Potenziale lebt oder ob er gegen sie agiert, was sinnvollerweise in der Lebensführung und Lebensplanung verstärkt oder reduziert werden sollte und vieles mehr.

Die Dreigliederung
Der Kopf wird, wie auch der Körper, in drei Bereiche des Denkens, des Fühlens und des Wollens gegliedert. Diese drei Seelenkräfte gilt es im Laufe unseres Lebens immer bewusster zu entwickeln und mögliche Defizite auszugleichen. Nicht alle Bereiche sind in der Regel gleich gut ausgebildet. So herrscht im Allgemeinen heute das Denken vor, aber meist nicht das eigenständig entwickelte Denken, sondern das, was auf Vorgaben und vorgefassten Meinungen beruht. Eine gut entwickelte Denkkraft kann aus sich heraus Ideen entwickeln und in die Umsetzung bringen. Gerade für Unternehmensteams ist es ideal, wenn die Seelenkräfte in einem ausgewogenen Verhältnis vorliegen, sonst besteht die Gefahr, dass Ergebnisse zu einseitig betrachtet werden
und kreative Lösungsansätze gar keinen Raum finden. Das Bild zeigt die Dreigliederung, die geschaut werden darf. Auch innerhalb eines Bereiches gibt es eine tiefere Dreigliederung. Daran erkennen wir, dass das Schauen komplex ist und einiger Übung bedarf.
Anwendungsgebiete der Psycho-Physiognomik
In der Unternehmensführung, der Personalentwicklung, in der Teamführung, im Projektmanagement, im Verkauf beim Kunden, in der Kindererziehung oder in der Therapiearbeit, um nur einige Einsatzbereiche anzuführen, ist die Psycho-Physiognomik eine unverzichtbare Schlüsselkompetenz. Man braucht einiges an Übung, um wirklich erfolgreich und zielgerichtet dieses Wissen in die verschiedenen Arbeitsbereiche einfließen zu lassen, um Menschen dabei zu unterstützen, dass sie sich ihrem Wesen und ihren Talenten entsprechend entwickeln werden. Leider hat dieses Wissen bisher noch nicht dort Einzug gehalten, wo es so dringend erforderlich wäre. Aus diesem Grund ist es unser Bestreben, das Wissen diesen Zielgruppen näherzubringen und professionell zu vermitteln. (tl)

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