Wilde Karde
Die Pflanze der Weber und Kräuterkundigen
Die Karde zählt zur Gattung der nach ihr benannten Kardengewächse (Dipsacaceae). Beheimatet ist sie ursprünglich im mediterranen Raum, kommt heute jedoch auch in Mittel- und Osteuropa vor. Man findet sie hauptsächlich an sonnigen Standorten wie Ufern, an den Rändern von Wegen und auf Feuchtwiesen. Da die Karde einen lehmigen Boden bevorzugt, gilt sie in der Botanik als Anzeiger für Lehmböden.
Auffällig ist die Pflanze besonders während ihrer Blütenpracht zwischen Juli und September. Die zahlreichen kleinen Blüten sitzen an bis zu zehn Zentimeter großen eiförmigen Blütenköpfen und leuchten in einem hellen Violett. Die stacheligen Hüllblätter der Karde wurden dabei im Mittelalter gerne zum Aufrauen oder Durchkämmen von Wolle verwendet. Anders als in der Heilkunde kam hierfür aber die sogenannte Weberkarde (Dipsacus sativus) zum Einsatz.
Zu Behandlungszwecken nimmt man hingegen die als Waldkarde oder Kardendistel bekannte Wilde Karde (Dispacus fullonum). Aufgrund ihrer trichterförmigen
Blätter wird die Karde auch als Zisternenpflanze bezeichnet, aus der Tiere oder Wanderer trinken können. Daher stammt auch ihr griechischer
Name Dipsacus, der übersetzt so viel wie Durst bedeutet. Beinamen wie Immerdurst erklären sich somit von selbst. Das in den Trichterblüten gesammelte
Wasser wurde außerdem für Gesichtswaschungen verwendet. Der kosmetische Reinigungseffekt verlieh der Karde beispielsweise den Beinamen „Frau Venus Bad“. Bei den Anwendungen der Kardenwurzel steht die Hautpflege tatsächlich stark im Vordergrund.
Vielseitige Heilpflanze
Bereits Dioskurides, ein römischer Militärarzt aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, empfahl in Wein gekochte Karde bei Warzenleiden und Fisteln. Doch es gibt noch andere Beschwerden, bei denen Karde helfen kann.
Hier ein kleiner Überblick:
∙ Unreine Haut,
∙ Hauterkrankungen,
∙ Fisteln,
∙ Furunkel,
∙ Warzen,
∙ Wundnarben,
∙ Ödeme und Wassereinlagerungen,
∙ Verdauungsbeschwerden,
∙ Magenschwäche,
∙ Gallenschwäche,
∙ Leberschwäche,
∙ geschwächtes Nerven- oder Immunsystem,
∙ Kopfschmerzen
∙ Rheuma,
∙ Gicht,
∙ Entzündungen und Infektionen
Die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung
Für die Heilwirkungen der Karde ist zum einen die in ihren Wurzeln enthaltene Kaffeesäure verantwortlich, zum anderen spielen die pflanzeneigenen Glykoside der Karde eine essenzielle Rolle sowie die enthaltenen Saponine.
Übersicht zu wirksamen Inhaltsstoffen in der Karde
Kaffeesäure
Besitzt antioxidative, appetitanregende, magen-darm-stärkende und verdauungsfördernde Eigenschaften.
Saponine
Haben eine cholesterinsenkende, schmerzlindernde, magen-darm-stärkende, entzündungshemmende und antibiotische Wirkung.
Glucoside
Wirken zellregenerierend, abschwellend, porenreinigend und beruhigend.
WISSENSWERTES:
Kombiniert mit anderen Präparaten, wie der Heilerde Zeolith, wird eine Tinktur aus Kardenwurzel häufig verwendet, um Infektionen wie Borreliose zu behandeln. Pharmakologisch nachgewiesen ist eine Wirkung in diesem Fall allerdings noch nicht.
Anwendung und Dosierung
Kaufen kann man Kardenwurzel meist als Tee oder Tinktur. Dabei gelten – wie bei allen Kräutern – natürlich die grundlegenden Dosierungshinweise.
Tee aus Kardenwurzel nicht nur zur inneren Anwendung
Ein Tee aus wilder Karde ist vor allem bei Appetitlosigkeit und Verdauungsproblemen zu empfehlen. Allerdings kann man den kalten Tee auch für Waschungen bei Hautproblemen und Wundheilstörungen
verwenden.
Heißer Teeansatz aus der Kardenwurzel:
∙ Ein Teelöffel Kardenwurzel,
∙ 150 Milliliter kochendes Wasser,
∙ aufkochen lassen und
∙ dreimal täglich vor den Mahlzeiten trinken
Kardentinktur bei größeren Hautbeschwerden
Genau wie Kardentee wirkt auch eine Tinktur aus Kardenwurzel innerlich angewendet bei Verdauungsproblemen. Allerdings ist diese hoch konzentrierte Form der Inhaltsstoffe für die Behandlung von Hautproblemen und dermalen Krankheiten noch wesentlich interessanter. Ob als Zutat für ein Heilbad, Gesichtswasser oder zum Abtupfen von Wunden und Hautirritationen, Kardentinktur kann bei vielen Hautbeschwerden sehr zuverlässig helfen. Wichtig ist aber, die Tinktur vorab ausreichend zu verdünnen.
Rezept für eine Tinktur aus Kardenwurzel:
∙ 100 Gramm geschnittene Kardenwurzel (frisch oder getrocknet),
∙ ein Liter Weinbrand, Wodka oder Doppelkorn und
∙ eine saubere Flasche
1. Füllen Sie die Flasche mit den geschnittenen Kardenwurzeln auf und übergießen Sie das Ganze mit dem hochprozentigen Alkohol. Danach wird die Flasche gut und luftdicht verschlossen.
2. Stellen Sie die Flasche an einen warmen und lichtreichen Ort (am besten auf die Fensterbank). Hier muss der Tinkturenansatz nun circa sechs bis acht Wochen reifen. Wichtig ist, die Flasche hin und wieder kräftig zu schütteln, damit sich die Wirkstoffe gleichmäßig in dem Alkohol verteilen können.
3. Nach der Extraktion wird die Kardentinktur durch ein Sieb oder einen Kaffeefilter gefiltert und anschließend in eine dunkle Flasche abgefüllt. Diese wir dann, je nach Behandlungsziel
∙ zwei- bis dreimal (je ca. zehn bis 50 Tropfen) täglich mit Wasser verdünnt eingenommen,
∙ zum Badewasser oder Gesichtswasser gegeben
∙ oder verdünnt auf problematische Hautstellen getupft.
Übrigens: Kardenwurzelextrakt gibt es auch in Kapselform. Hier wird empfohlen, täglich eine Kapsel mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen.
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