Nebenübungen
Meisterschaft über Denken, Fühlen und Handeln
Wir leben aktuell in sehr herausfordernden und anspruchsvollen Zeiten. Viele unserer alten Lebenskonzepte und Lebensstrategien helfen uns nicht mehr weiter. Unsere Zeit ist schnelllebiger, unvorhersehbar und instabil geworden.
Genau für solche Zeiten hat uns Rudolf Steiner Übungen an die Hand gegeben, um uns innerlich zu stärken. Denn nur durch unsere inneren Kräfte wird es möglich sein, möglichst gelassen und unbeschadet durch die kommende Zeit zu gehen.
Die Nebenübungen dienen dazu, die drei Seelenkräfte – das Denken, Fühlen und Wollen – zu stärken. Sie heißen deshalb Nebenübungen, da sie einfach in den Alltag integriert werden können. Es gibt keine Ausreden mehr, es nicht zu tun, außer die persönliche Willens-Stärke ist nicht ausreichend entwickelt. Nach einiger Zeit wird jeder merken, wie die Übungen wirken, denn durch die Stärkung der drei Seelenkräfte gewinnt man immer mehr Gelassenheit und Souveränität in herausfordernden Situationen. Für unsere heutige Zeit ist dies essenziell, damit man im Augenblick präsent ist und aus dieser Kraft heraus Entscheidungen treffen kann.
Ablauf
Jede der Übungen sollte zunächst einzeln, jeweils für mindestens 28 Tage durchgeführt werden, bevor man zur nächsten Übung übergeht. Das ist neurobiologisch sinnvoll und notwendig, weil das Gehirn diese Zeit braucht, um die neue Fähigkeit stabil zu etablieren. Wenn Sie bei Übung „6“ angekommen sind, dann können Sie jeden Tag frei entscheiden, welche Übung Sie heute bewusst und aktiv in Ihr Leben integrieren, damit Sie immer souveräner im Leben stehen und das Denken, Fühlen und Wollen (Handeln) immer bewusster wird.
Die 6 Nebenübungen:
1. Fokussiertes Denken an nur einen Gegenstand
2. Bewusst aus dem Alltag gehen und eine Übung machen
3. Gelassenheit in den unterschiedlichsten Lebenssituationen bewahren
4. Positives Denken – das Positive im Negativen erkennen
5. Unvoreingenommenheit / Vorurteilslosigkeit
6. Integration der 5 Übungen in den Alltag
1. Übung: Fokussiertes Denken an nur einen Gegenstand
• Steigerung der Gedanken-Kontrolle
• Steigerung der Konzentrations-Kraft
• Steigerung der Willens-Kraft
• Steigerung der Denk-Kraft
• Steigerung der Sachlichkeit
• Bewusste Gedanken-Führung
Durchführung der Übung:
Führen Sie einen Gegenstand Ihrer Wahl vor Augen und versuchen Sie zunächst mindestens 2 Minuten, alles rund um diesen Gegenstand zu denken. Als Hilfe können Sie auch alles aufschreiben, was Ihnen zu dem Gegenstand einfällt. Das kann von der Herstellung bis zu den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und Materialien gehen. Nehmen Sie zum Beispiel einen Bleistift, dann denken Sie alles rund um den Bleistift, versuchen Sie nur Gedanken aufkommen zu lassen, die sich auf diesen Gegenstand beziehen. Es geht um die bewusste Kontrolle der Gedanken. Wählen Sie bewusst einen einfachen Gegenstand, der aber dennoch interessant ist, denn meist kommt schnell Langeweile auf. Sich jetzt bewusst auf diesen Gegenstand zu konzentrieren fördert die Konzentrations- und Willens-Kraft.
2. Übung: Bewusst aus dem Alltag gehen und eine Übung machen
(auch wenn sie noch so klein ist)
• Herrschaft über die Willens-Kraft
• Kontrolle des Willens-Impulses
• Stärkung der Initiativ-Kraft
• Kontrolle der Handlungen
Durchführung der Übung:
Gehen Sie mindestens 1 x täglich bewusst aus Ihrem Alltag und mache ganz bewusst etwas anderes. Versuchen Sie dies in zwei Schritten: 1.) Verbinden Sie die Übung mit einer bestimmten Uhrzeit, z.B. „immer um 10.00 Uhr“ – und 2.) einer konkreten Maßnahme Ihrer Wahl, z.B. „Ich tippe mir an die Stirn“ oder „Ich wippe 10 x mit dem rechten Fuß“, oder, oder … Es geht nicht darum, dass dies eine große Handlung sein muss. Wir wollen es ja in den Alltag integrieren und manchmal sitzen wir zu dieser Zeit eben gerade in einem Meeting – es geht um die bewusste Beeinflussung unserer Willens-Kraft – „Ich nehme mir etwas vor und ich tue es dann auch!“
3. Übung: Gelassenheit in den unterschiedlichsten Lebenssituationen bewahren
• Kontrolle der Gefühls-Kraft
• Gelassenheit gegenüber Lust und Leid
• Entwicklung von Gleichmut
• Entwicklung von seelischem Gleichgewicht
• Entwicklung von Ausgeglichenheit
• Entwicklung von Duldsamkeit
• Entwicklung von Toleranz
Durchführung der Übung:
Egal welche Situation auftritt, ob ein sehr freudiges Ereignis oder ein Ereignis, das Sie aus der Bahn wirft, versuchen Sie die Emotionen zu zügeln und gehen weder übermäßig in die Freude noch in totale Trauer. Es ist dabei aber nicht das Ziel, mit Gleichgültigkeit auf Situationen zu reagieren, sondern Sie sollten einfach nicht übermäßig in positiven oder negativen Gefühlen schwelgen. Holen Sie sich bewusst zurück, wenn Sie bemerken, dass Sie auf die eine oder andere Seite hin abdriften.
4. Übung: Positives Denken – das Positive im Negativen erkennen
• Konstruktive Lebenssicht
• Positivität in der Beurteilung der Welt
• Entwicklung von Unbefangenheit
• Entwicklung von Duldsamkeit
• Entwicklung von Toleranz
• Entwicklung von Standhaftigkeit
• Steigerung von Verständnis-Fähigkeit
• Steigerung von (Selbst-)Vertrauen
Durchführung der Übung:
Alles ist für etwas gut und wir sind hier auf der Erde, um Erkenntnisse zu gewinnen, bewusster zu werden und geistig zu wachsen. Das können wir nur, wenn wir nicht überall das Haar in der Suppe suchen, sondern uns sogleich fragen: „Was will es mir zeigen – was soll ich erkennen?“, „Was ist das Positive im momentan erlebten Negativen?“, „Was wurde dadurch ermöglicht oder verhindert?“, dass ich z.B. den Zug verpasst habe? Üben Sie sich in Gelassenheit und positiv-konstruktivem Denken und organisieren Sie sich einfach neu. Alles geschieht zu unserem Wohle. Reflektieren Sie an jedem Abend kurz über die Tagesereignisse und fragen Sie sich: „Was sollte ich erkennen, worüber bewusster werden?“ Und wenn Sie gerade „Negatives“ erlebt haben, fragen Sie sich sogleich: „Was ist das Positive daran?“ Sie werden nicht immer gleich eine Antwort darauf finden, aber in der Nachschau wird es Ihnen immer klarer und bewusster werden.
5. Übung: Unvoreingenommenheit / Vorurteilslosigkeit
(wieder lernen, mit den Augen eines Kindes zu sehen)
• Entwicklung von Unbefangenheit
• Frei von Vorurteilen bleiben
• Frei von vorschnellen Urteilen und Verurteilungen
• Fokussierung auf den Augenblick
• Entwicklung von Vertrauen
• Fortwährende Offenheit für jede neue Erscheinung
Durchführung der Übung:
Folgen Sie einem Gespräch so, als ob Sie das erste Mal über die Dinge hören. Haben Sie keine vorgefasste Meinung dazu, sondern hören Sie Ihrem Gegenüber einfach nur zu und „staunen“ Sie darüber, was er/sie zu sagen hat. Es ist heute, in unserer hektischen Zeit, eine der wichtigsten Übungen und gleichzeitig die schwierigste. Denn immer wollen wir gleich auch unsere Gedanken, Meinungen, Überzeugungen und Standpunkte dazu aussprechen. Halten Sie sie bewusst zurück und schauen Sie was passiert. Gehen Sie auf jegliche Situation so zu, als ob Sie sie zum ersten Mal in Ihrem Leben erleben. Lernen Sie dadurch klärende Fragen zu stellen. Das ist mit dem Satz gemeint „… und wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder …“ Kinder entdecken das Leben neu und sind völlig vorurteilsfrei – so sollten wir die Welt auch in Zukunft sehen.
6. Übung: Integration der 5 Übungen ins Leben
(wieder lernen, mit den Augen eines Kindes zu sehen)
• Meisterschaft im Denken, Fühlen und Wollen
• Klarheit bei allen Entscheidungen des Lebens
• Intuitive Souveränität für innere Harmonie und Gelassenheit
• Seelisch, geistige Wachsamkeit und Wachstum
• Gleichgewicht der Seelen-Kräfte in allen Lebenssituationen
• Unerschütterliche Ausdauer bei der Erreichung gesteckter Ziele
Durchführung der Übung:
Wenn Sie hier angekommen sind, haben Sie schon einen guten Weg zurückgelegt. Jetzt suchen Sie jeden Tag eine oder mehrere Übungen aus. Reflektieren Sie am Abend den Tag, was Ihnen gut oder weniger gut gelungen ist. Machen Sie die 5 Übungen zu Ihren Tugenden. Sie führen zu mehr Gelassenheit, Entspanntheit und gleichzeitig wächst Ihre innere Seelenkraft und Sie werden sehen, dass sich im Außen auch vieles verändern wird.
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