Intuition
Die geheime Kraft in uns
Wenn es um wichtige und spontane Entscheidungen geht, entscheiden wir meist intuitiv. Woher kommt dieses Gefühl, dass die Entscheidung richtig ist, es sich stimmig anfühlt und wir uns darauf verlassen können? Diese Frage beschäftigt auch immer mehr Wissenschaftler. Woher kommt diese Kraft in uns und wo und wie können wir sie in uns entdecken, um sie bewusster zu nutzen?
Intuition wird von dem lateinischen Wort „intueri“ abgeleitet, was soviel bedeutet wie: „genau hinsehen, anschauen“. Wikipedia beschreibt es als eine Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also ohne bewusste Schlussfolgerungen.
Intuition ist ein Teil kreativer Entwicklungen. Der die Entwicklung begleitende Intellekt führt nur noch aus oder prüft bewusst die Ergebnisse, die aus dem Unbewussten kommen.
Einige Wissenschaftler vermuten, dass dem Informationsaustausch zwischen dem enterischen Nervensystem (Darmnervensystem) und dem Gehirn auch eine wichtige Rolle bei den intuitiven Entscheidungen (sogenannte „Bauchentscheidungen“) zukommt.
Nach der Psychologie von Carl Gustav Jung ist die Intuition eine von vier psychologischen Grundfunktionen, die eine Wahrnehmung zukünftiger Entwicklungen mit all ihren Optionen und Potenzialen ermöglicht. Sie wird meist als instinktives Erfassen oder als gefühlsmäßige Ahnung wahrgenommen.
Einige Menschen beschreiben Intuition wie eine innere Stimme, ein stimmiges oder auch als ein mulmiges Gefühl, um eine Sache durchzuführen oder sie zu unterlassen. Das Gefühl wird meist plötzlich und unbewusst ausgelöst. Gehirnforscher haben nachgewiesen, dass unser Unterbewusstsein in 200 Millisekunden eine Entscheidung fällt und trotzdem richtiger entscheidet als die Analyse mit unserem Verstand. So konnten Forscher nachweisen, dass Mütter bei ihren Kindern mit Spontandiagnosen zu 95 Prozent richtig lagen, hingegen lagen Kinderärzte bei ihren Diagnosen lediglich mit nur 50 Prozent richtig.
Aber woher kommt dieses Gefühl, das plötzlich da ist und uns die Richtung weist, oder eine Idee, die uns plötzlich und unverhofft zu-fällt und was macht uns sicher, dass wir dem Gefühl wirklich trauen können?
Es gibt sehr interessante Versuchsergebnisse, die beweisen, dass unser Gehirn bereits Aktivitäten für eine Handlung zeigt, obwohl unser Bewusstsein noch gar nichts von einer Handlung weiß.
Das Feld aller Möglichkeiten
Könnte die Intuition auch damit zusammenhängen, dass wir laut Ulrich Warnke (Quantenphysiker) nur zu 0,000000001 Prozent aus fester Materie bestehen, wir also zu 99,999999999 Prozent masseleerer Raum sind und es sich ebenso mit all der uns umgebenden Materie verhält. Er nennt diesen Raum auch „das Meer aller Möglichkeiten“. Dieses Feld ist zwar leer an Masse, aber gefüllt mit Energie und Information. Laut Erwin Schrödinger (Physiker) liegt diese Energie und Information als codierte Wellenfunktion frei von Raum und Zeit vor. Weiter bezeichnet Schrödinger die Wellenfunktion als „Wissen“. Wir werden also in Form von Wellen von „Wissen“ umgeben.
Dieses Wissensfeld hat folgende Eigenschaften: Informationen werden darin aufgenommen, erkannt, gespeichert, intelligent (zielgerichtet) verwertet und mit Sinn und Bedeutung verknüpft. Auch aus Sicht der Quantenphysik entfaltet sich die Welt aus der „Leere“, dem Vakuum. Alle Dinge treten aus dem Zustand der Leere in eine wirkliche und wahrnehmbare Erscheinung. Wirklichkeit ist abgeleitet von „wirken“. Etwas wirkt auf uns.
Als Menschen können wir unser Bewusstsein jederzeit auf eine bestimmte Gegebenheit konzentrieren, zum Beispiel sehen wir beim Spazierengehen eine schöne Blume oder wir konzentrieren uns ganz bewusst auf bestimmte Gegenstände oder Situationen, um eine Auswahl zu treffen, damit wir Ordnung in den Informationsdschungel bekommen. Wer gibt unserem Wachbewusstsein den Auftrag dafür?
Es gibt sehr interessante Versuchsergebnisse, die beweisen, dass unser Gehirn bereits Aktivitäten für eine Handlung zeigt, obwohl unser Bewusstsein noch gar nichts von einer Handlung weiß. Wer handelt da, wenn das nachweislich nicht das Wachbewusstsein ist?
Ulrich Warnke beschreibt das Bewusstsein folgendermaßen: „Das Bewusstsein ist der Verursacher und die Fähigkeit eines Wesens, Information als solche zu erkennen und sie zielgerichtet, also intelligent zu bearbeiten.“
Wir müssen jedoch Bewusstsein (Wachbewusstsein) und Unterbewusstsein unterscheiden. Das Unterbewusstsein, das auch als emotionales Bewusstsein bezeichnet wird, ist die Fähigkeit, Informationen, die über die angeborenen Gefühle ablaufen, zu erkennen und intelligent zu verarbeiten. Durch das Unterbewusstsein werden unglaubliche >95 Prozent der gesamten Informationsverarbeitung unserer Lebensfunktionen getätigt. Unser Unterbewusstsein
nimmt etwa eine Milliarde Informationseinheiten pro Sekunde auf und davon gelangt normalerweise nur ein Prozent über unsere Bewusstseinsschwelle. Somit liegt die Schlussfolgerung nahe, dass ein wesentlicher Teil der Informationen, die in unser Wachbewusstsein gelangen, aus dem Unterbewusstsein kommen.
Laut Ulrich Warnke können die Gefühle nicht vom Denken getrennt werden und so sind Gefühle der Begleitstoff aller Gedanken, die wir denken. Man weiß heute, dass ein Mensch etwa 40.000 bis 60.000 Gedanken pro Tag produziert. Fünfundzwanzig Prozent dieser Gedanken sind jedoch destruktiver Art und etwa siebzig Prozent sind wiederholende Gedanken, lediglich fünf Prozent unserer Gedanken nutzen wir bewusst zur Planung und zur Verarbeitung von Informationen. All diese Gedanken können unseren Willen auslösen, der sich in Form einer Handlung auf die Materie auswirkt.
Das Gehirn ist also mit der Verarbeitung einer Unmenge von Sinnesreizen und dem Planen entstehender Gedanken voll ausgelastet. Nach anerkannten Schätzungen laufen rund 2,3 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde im menschlichen Nervensystem ab.
Damit wir Zugang zu unserer Intuition bekommen, ist es daher unerlässlich, mit der uns zur Verfügung stehenden Energie bewusst und sorgsam umzugehen. Innere Unruhe, Alltags-Stress, Ängste und ein ständiges Getriebensein verhindert, dass sich unser Unterbewusstsein mit dem Feld aller Möglichkeiten verbinden kann, um uns einen weiteren Zugang zur Intuition zu ermöglichen. Die Energieversorgung unseres Gehirns hat stets Vorrang und wenn diese Energie ständig für Alltags-Themen verbraucht wird, fehlt diese Energie an anderen Stellen, wenn wir nicht ausreichend für Energieausgleich sorgen. Somit ist unsere Intuition nur eingeschränkt verfügbar.
Bauchgehirn versus Verstand
Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass es eine Verbindung zwischen unserem Bauchgehirn und unserem Verstand gibt. Allein unser sogenanntes „Bauchgehirn“ besitzt mehr als 100 Millionen Nervenzellen. Einige Menschen erleben, dass, wenn sie Lampenfieber haben, sie auch gleichzeitig Durchfall oder Magenprobleme bekommen.
Können aber genau diese Nervenzellen, dieses Bauchgehirn, uns nicht auch vor unüberlegten Taten schützen?
Die Erklärung von Prof. Gerhard Gigerenzer (Direktor des Harding Zentrums für Risikokompetenz in der Universität Potsdam) beschreibt Folgendes:
Von Geburt an bewertet der Mensch alle Erlebnisse und legt sie im Gehirn als positiv oder negativ ab. So entsteht ein gigantischer Wissensfundus, auf dessen Basis unser Gehirn Faustregeln bildet, sogenannte Heuristiken. Die Intelligenz des Unbewussten liegt darin, dass es weiß, welche Regeln in welcher Situation vermutlich funktionieren. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert unser Autopilot jedoch auch bei alltäglichen Entscheidungen. Ganz gleich ob bei Aktienhandel, beim Autokauf oder bei simplen Einschätzungen von Distanzen. Intuitive Entscheidungen sind fast immer effektiver und erfolgreicher als die Urteile, die der Verstand fällt.
Die Ursache dafür liegt bei dem enormen Informationsüberfluss, den das Gehirn verarbeiten müsste, so die Erkenntnis der Wissenschaftler. Tatsächlich stehen unserem Bewusstsein nur 0,0004 Prozent der aufgenommenen Informationen zur Verfügung. Unsere Sinne geben aber pro Sekunde etwa 11 Millionen Bits an das Gehirn weiter, von denen unser Verstand maximal 50 Bits pro Sekunde bewältigt. Wenn wir zu hundert Prozent rational entscheiden wollen und ganz sichergehen möchten, dass die Entscheidung richtig ist, dann müssten wir alle Faktoren in unsere Entscheidung miteinbeziehen.
Das ist mit unserem begrenzten Verstand und auch mit unserer begrenzten Zeit gar nicht möglich, erklärt Professor Gigerenzer. Die Wissenschaftler raten daher, unserer Intuition stärker zu vertrauen und mehr Entscheidungen unserem Bauchgefühl zu überlassen.
Und wenn das schon die Wissenschaft sagt, sollten wir doch etwas tun, um unsere Wahrnehmungsfähigkeit der Intuition noch mehr zu schärfen.
Intuition stärken
Für Dr. Mikhail Vinogradov (Psychiater) ist Intuition die Muttersprache unseres Körpers. Sie übermittelt uns Signale unserer Organe, die unser Unbewusstsein und Überbewusstsein erhält. Diese Sprache sollten wir also genau kennen, damit wir immer mehr auf unsere Intuition hören und vertrauen. Das geht nur durch regelmäßiges Üben. Die Intuition nimmt jeder etwas anders wahr, dem einen „fällt“ ein Gedanke zu, ein anderer hat ein mulmiges oder beglücktes Bauchgefühl, andere bekommen Gänsehaut etc.
Deshalb ist es ratsam, die Sprache des eigenen Unbewussten besser kennenzulernen und zu stärken, damit es uns gerade in entscheidenden Lebenssituationen zuverlässig zur Seite steht, denn auf den Verstand ist wie wir jetzt wissen, nur begrenzt Verlass. Die Intuition kommt auch nicht auf Befehl, manchmal müssen wir auf sie warten, bis wir eine Antwort bekommen, sie ist nicht beliebig abrufbar. Wir müssen sozusagen erst durch die Wellen von Informationen – dem Meer aller Möglichkeiten – „hindurchgehen“, bis wir an eine für uns wichtige und richtige Information gelangen. Sie offenbart, „zeigt“ sich dann für uns.
Was hemmt die Intuition?
• Stress und Hektik
• Ablenkung jeglicher Art (Fernsehen, Handy, Radio, …)
• Sorgen und Ängste
• Negative Gedanken
• Hass und Neid
• Monotonie
Was fördert die Intuition?
• Ruhe/Stille
• Innere Gelassenheit
• Zuversicht
• Konzentration – im Augenblick sein
• Liebe, sich und andere
• Blick in die Ferne richten
• Kreatives Arbeiten
Wir haben noch ein paar Fragen zusammengestellt, damit Sie Ihre Intuition verbessern können. Diese Liste ist natürlich nicht vollständig und Sie dürfen diese gerne ergänzen.
Klarheit und Sicherheit im Umgang mit der Intuition:
• Neige ich eher dazu, meinem Verstand oder meiner Intuition zu vertrauen?
• Gibt es Unterschiede, wann ich der Intuition und wann ich dem Verstand vertraue? Wenn ja, welcher Art? (möglichst genau beschreiben)
• In welchen Situationen habe ich auf meine Intuition vertraut?
• Wie habe ich mich danach gefühlt, was ist passiert?
• Wo habe ich es in mir gefühlt/gespürt? In welchem Körperbereich?
• Was ist passiert, als sich mein Verstand eingeschaltet hat?
Fassen Sie zu einem aktuellen Thema in Ihrem Leben eine klare Absicht. Beobachten Sie anschließend, welche intuitiven Hinweise in Ihrem Alltag dazu auftauchen und wann diese auftauchen.
Es ist wie bei den Muskeln in unserem Körper, wir können nur Kräfte in uns aufbauen, wenn wir bewusst und regelmäßig üben. Die Sicherheit im Umgang mit diesen Kräften kommt dann Schritt für Schritt. Beginnen Sie einfach damit „Was fördert die Intuition?“ in Ihren Alltag zu integrieren und die Dinge „Was hemmt die Intuition?“ loszulassen. (tl)
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