Aescher-Wildkirchli
Man muss schon genau hinsehen, will man das Wildkirchli entdecken ist es doch direkt in den Felsen gebaut. Ein malerischer und mystischer Ort mit viel Geschichte.
Der Name Wildkirchli wird erstmals vom St. Gallener Reformator und Bürgermeister Joachim Vadian erwähnt. 1621 gründete der Mönch Philipp Tanner eine Höhlenkapelle in einer der drei Höhlen, das Wildkirchli, die der Pfarrer Paulus Ulmann 1658 zu einer Einsiedelei ausbaute. Man kann davon ausgehen, dass die Alp-Bauern der Ebenalp schon lange vor Tanner einen kleinen Ort der Andacht in der
Höhle eingerichtet hatten. Tanner fand anlässlich eines Besuchs der Ebenalp eine verwahrloste Gebets-Stätte vor. Mit Unterstützung der Behörden des Standes Appenzell Innerrhoden ließ er einen hölzernen Altar und vor der Höhle einen Holzturm mit großem Kreuz errichten. Die Kapelle wurde auf den Namen des Erzengels Michael geweiht und sollte als Wallfahrtsort dienen. Nachdem Tanner Appenzell 1624 verlassen hatte, vergaßen die Appenzeller
die Kapelle.
Aescher Gasthaus am Berg
CH-9057 Weissbad
Es ist dem Appenzeller Pfarrer Paulus Ulmann zu verdanken, dass die Höhlen nicht wieder in Vergessenheit gerieten. 1658 war er der erste Eremit, der sich im Wildkirchli niederließ, nachdem er sein Pfarramt in Appenzell aufgegeben hatte. Unter Ulmann entwickelte sich das Wildkirchli zu einem beliebten Wallfahrtsort für die Appenzeller. 1679 gründete Ulmann die Wildkirchli-Stiftung, um die Einsiedelei auch über seinen Tod hinaus zu erhalten. Die Stiftung verfügte über Grundbesitz in der Umgebung der Höhlen, und aus den Erträgen sollte der Unterhalt der Gebäude und das Leben der Eremiten finanziert werden. Bis 1853 lebten zirka zwei Dutzend Eremiten ständig in den Höhlen. Als im Jahre 1853 der Eremit Anton Fässler tödlich abstürzte, wurde die Einsiedelei aufgegeben. 1860 wurden die ehemaligen Unterkünfte der Eremiten durch das heutige Gasthaus Aescher ersetzt. Dieses befindet sich bis heute im Eigentum der Wildkirchli-Stiftung und wird verpachtet. Es lädt heute zum Verweilen ein und seit 2021 kann auch wieder übernachtet werden.
Geografisches:
Das Karst-Höhlensystem besteht aus drei Höhlenteilen mit großräumigen Gängen. Ein Höhlenteil ist durchgängig und hat zwei Eingänge. Dieser kann auf einem Wanderweg durchwandert werden. Das Höhlensystem befindet sich im Schrattenkalk und hat eine Gesamtlänge von rund 150 m. Eine der drei Höhlen wurde von den Eremiten, in eine Altarhöhle umgewandelt, in der heute noch Messen gefeiert werden. In einer zweiten Höhle lebten die Eremiten während des Sommers, in der dritten steht heute das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli.
Der Weg zum Wildkirchli
Der leichteste Zustieg erfolgt mit der Luftseilbahn von Wasserauen auf die Ebenalp und dann über einen gut gesicherten Bergweg durch die Wildkirchlihöhle in 15 Minuten zum Berggasthaus. Alternativ kann es über mehrere andere Wanderwege erreicht werden. Die Zustiegszeiten variieren von 1:20 h bis hin zu 2:20 h. Sie bietet sich daher perfekt als Ziel oder auch Rastpunkt für Wanderungen aller Art an. In der Umgebung des Berggasthofes gibt es unzählige Möglichkeiten, um den Klettersport, das Gleitschirmfliegen und im Winter den Skisport auszuüben. (tl)