Aktiv zuhören
Eine Übung
Im hektischen Alltag versuchen wir häufig mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen und meinen, unsere Aufmerksamkeit allem gleichzeitig schenken zu können. Das ist ein Trugschluss, den jeder leicht überprüfen kann. Wenn wir mit dem Auto fahren und ein Telefonat bekommen, wo ist dann in dem Moment unsere Aufmerksamkeit? Bei dem Anrufer oder im Straßenverkehr? Unser Gehirn schaltet blitzschnell um und wir meinen, dass wir überall mit der gleichen Aufmerksamkeit sind. Sollten wir aber danach den Weg beschreiben müssen, welche Autos uns begegnet sind oder auch wie die Stimmung bei unserem Anrufer war, dann fallen diese Dinge nicht leicht oder sind gar nicht möglich. Entweder wir sind bei dem einen oder bei dem anderen Thema und mal ehrlich, bei wirklich wichtigen Telefonaten fahren wir rechts ran, damit wir konzentriert dabei sein können.
Wirklich zuhören entschleunigt ungemein und man lernt seine Mitmenschen auf einer ganz anderen Ebene kennen. Vielleicht ist es ja das, was wir nicht spüren wollen in unserer so technokratischen Welt. Haben Sie den Mut und fangen Sie an, in Meetings und Gesprächen innerhalb der Familie wirklich zuzuhören. Wir haben Ihnen ein paar Punkte aufgelistet, die Sie berücksichtigen können. Auch dürfen Sie die Liste für sich gerne ergänzen.
So können Sie vorgehen
Bevor Sie zukünftig in Gespräche gehen, schauen Sie kurz über die Liste und stimmen Sie sich auf das Gespräch ein – nicht nur fachlich-inhaltlich, sondern auch menschlich-gefühlsmäßig.
Nach dem Gespräch reflektieren Sie kurz – ist was anders gelaufen, wenn JA, was?
Vielleicht machen Sie sich auch ein paar Notizen, was Sie im nächsten Gespräch anders machen möchten. Aber Vorsicht! – Jeder Mensch ist anders auch jeder Tag ist anders. Was bei dem einen Menschen gut funktioniert hat, muss bei einem anderen Menschen nicht in gleicher Weise laufen. Sie sollten sich immer wieder neu auf die Gesprächspartner und die Situationen einstellen – es gibt dabei keine Schubladisierung und strikten Ablaufplan. Jedoch Prinzipien, die Sie berücksichtigen sollten.
1. Begegnen Sie Menschen mit einer Haltung:
Du bist okay – ich bin okay.
Wenn sich eine innere Instanz meldet, die sagt: Ich bin okay – Du bist nicht okay, ist das Ihr Ego und darüber sollten Sie außerhalb des Gesprächs nachdenken. Das Gegenüber spürt dieses Ungleichgewicht.
Sprechen Sie auf Augenhöhe – Du bist okay, ich bin okay.
2. Zuhören heißt, sich ganz auf den Gesprächspartner einlassen – mit dem Herzen und den Ohren hören.
Wenn man mit dem Herzen hört, dann hört man die Zwischentöne und das Unausgesprochene. Man nimmt wahr, was der Mensch ausstrahlt und man hört die gesprochenen Worte, die Wortwahl und die Tonalität. Dies kann in das weitere Gespräch mit einfließen.
Fühlen Sie sich in Ihren Gesprächspartner emphatisch ein.
3. Zuhören heißt, das Gehörte innerlich zu reflektieren.
Was löst das Gehörte bei mir aus und warum?
Bauen Sie Ihre Fragen und den Gesprächsverlauf weiter darauf auf.
Bringen Sie Ihre innere Wahrnehmung zum Ausdruck.
4. Lassen Sie von Ihren Vorstellungen los und versetzen Sie sich in die Lage des Gesprächspartners.
Gehen Sie unvoreingenommen und voller Neugier in
Gespräche.
5. Seien Sie authentisch und spielen Sie keine Rolle.
Stehen Sie zu dem, was Sie denken und fühlen.
Seien Sie ehrlich zu sich selbst.
6. Sorgen Sie für Ruhe.
Legen Sie Ihr Handy umgedreht hin, schalten es auf lautlos, damit der Gesprächspartner Ihre volle Aufmerksamkeit hat.
Seien Sie präsent.
7. Lernen Sie auch Entscheidungen auf einen neuen Termin zu vertagen, damit das Gehörte sinken kann. Lassen Sie sich bei wichtigen Entscheidungen nicht drängen, schlafen Sie gegebenenfalls eine Nacht darüber.
Entschleunigen Sie vor wichtigen Entscheidungen.
8. Planen Sie für wichtige Meetings ausreichend Zeit ein, ebenso ausreichende Pausen zwischen den Meetings, sonst sind Sie noch im vorigen Gespräch und hängen mit Ihren Gedanken nach.
Vermeiden Sie Meeting-Marathons.
… und zu guter Letzt …
9. Sollte es in Ihrem Umfeld Gesprächspartner geben, die Ihnen nicht so sympathisch sind, dann stellen Sie sich mindestens 3 positive Eigenschaften des Gegenübers vor und bringen Sie sich in die Haltung: Du bist okay – ich bin okay (siehe Punkt 1).
10. Begegnen Sie sich von Mensch zu Mensch. Trennen Sie das Verhalten von den Menschen.
Das Verhalten darf Sie stören, der Mensch ist einzigartig und ein Wunder der Natur.
11. Bleiben Sie neugierig auf Ihre Gesprächspartner, auch wenn Sie sich schon lange und scheinbar gut kennen.