DIE LEBENSBIOGRAFIE
Etwa alle sieben Jahre will sich etwas Neues entwickeln. Ganz bewusst erkennen wir dies bei Kindern. Sie entwickeln sich vom Baby und Kleinkind zu jungen Erwachsenen. Dann stoppt scheinbar die Entwicklung. Ab diesem Zeitpunkt denken viele, dass wir fertig entwickelt sind, dabei geht es jetzt erst los. Die äußere Entwicklung unseres physischen Körpers ist zwar abgeschlossen, ab jetzt beginnt jedoch die innere Entwicklung.
Wir entwickeln uns in sogenannten Jahrsiebten. So entwickeln wir in den einzelnen Jahrsiebten unterschiedliche Qualitäten, die uns immer reifer werden lassen. Wobei man es sich nicht so vorstellen darf, dass die Entwicklung sprunghaft geschieht. Es ist meist ein schleichender Prozess mit sanften Übergängen. So reicht ein Entwicklungszyklus in den nächsten hinein (siehe Abbildung). Der gesamte menschlich-seelische Entwicklungsprozess endet erst
mit dem 63. Lebensjahr und darf in den darauffolgenden Lebensjahren bewusst weiter vertieft werden.
In den ersten drei mal sieben Jahren wird unser physischer Körper scheinbar wie von ganz allein entwickelt. Der Hörsinn ist der erste Sinn, der entwickelt wird. Es wurde nachgewiesen, dass bereits während der Schwangerschaft die Kinder Töne und Stimmungen wahrnehmen und unterscheiden können.
Ohne unser Zutun fangen Kinder an zu krabbeln, laufen, und sie erlernen das Sprechen. Ab dem Zeitpunkt des Zahnwechsels findet ein weiterer Wachstumsschritt statt, das Fühlen will sich entwickeln. Der Beginn des Zahnwechsels ist ein entscheidender Hinweis auf die Schulreife unserer Kinder. Erst wenn dieser begonnen hat, ist ein Kind wirklich reif dafür. Jetzt ist es essentiell, dass viel mit Bildern, Geschichten und durch Bewegung gelernt wird. Reines stumpfes Auswendiglernen, Abmalen von Zahlen und Dingen und stundenlanges Stillsitzen ist für die weitere Entwicklung hinderlich und kann in einigen Fällen in späteren Jahren sogar zu gesundheitlichen Störungen führen.
Zwischen dem neunten und elften Lebensjahr findet ein weiterer Entwicklungssprung statt. Es beginnen sich dann der persönliche Charakter sowie die Talente zu entwickeln. Das Kind wächst immer stärker in seine Anlagen hinein. Häufig ändern sich da auch nochmals die Neigungen und das Interesse für Dinge. Hobbies, die bisher interessant waren, können auf einmal uninteressant werden.
Jetzt heißt es für Eltern und Erzieher diesen Prozess bewusst wahrzunehmen und zu begleiten. Manch ein Elternteil fragt sich: „Woher hat mein Kind das jetzt? Woher kommt der Interessenswandel?“ Und es kann durchaus sein, dass einem das eigene Kind etwas fremd vorkommt. Jetzt erst sollte damit begonnen werden, abstrakte Mathematik und ähnlichem dem Kind näher zu bringen. Mit etwa vierzehn Jahren beginnt die Pubertät und die Phase der eigenen Urteilsbildung. Zentral ist die Auseinandersetzung mit der Liebe. Begehren und Sympathie sind noch keine Liebe, aber sie bilden eine wichtige Basis für die nächste Lebensphase. Die Fragen „Wer bin ich? Was kann ich? Was will ich?“ werden jetzt gestellt. Ebenso werden Ideale entwickelt, an denen sich das jugendliche Herz erfreut und somit wird das Herz als Organ des
Gleichgewichts und der Stärkung des Ichs erkannt.
Mit etwa dem einundzwanzigsten Lebensjahr
ist dann die körperliche Entwicklung
abgeschlossen. Jetzt beginnt
die seelische Entwicklung und Reifung.
Dies findet in den darauffolgenden
drei Jahrsiebten – von 21 – 42 Jahren
statt. In dieser Zeit entwickelt sich nacheinander die Empfindungsseele, die Verstandes- und Gemütsseele sowie die Bewusstseinsseele. Die letzten
beiden müssen durch eigenständige Weiterentwicklung entwickelt werden. Wird nicht aktiv daran gearbeitet, dann bleibt man in einem rein materialistischen Gedankengut hängen und läuft Gefahr, leichter manipuliert zu werden, da sich keine eigenständige Denk-Kraft entwickelt hat.
Die Drei Seelenkräfte
Unter der Empfindungsseele wird das selbstbestimmte Fühlen und Empfinden verstanden. Das erste Mal so richtig frei in seinen eigenen Entscheidungen zu sein und sein Leben eigenständig zu führen, das sind die Merkmale dieser Phase. Gefühlt, gehört einem jetzt die Welt, sie will eigenständig erfahren werden. In dieser Phase ist der Eintritt ins Berufsleben ideal, auch findet jetzt häufig die Familiengründung statt oder die Entdeckung der Welt in Form von vielen Reisen. Das Denken bleibt zunächst auf dem Stand von einem etwa 21-Jährigen, wobei natürlich in dieser Zeit viele Erfahrungen
gesammelt werden. Dies bedeutet, man macht sich noch keine eigenständigen Gedanken, sondern nimmt das Wissen, das man entweder aus der Schule oder Universität mitgenommen hat und beurteilt so die Geschehnisse in der Welt. Erst in der nächsten Phase zwischen 28 und 35 Jahren werden die seelischen Denk-Kräfte entwickelt.
Das Denken findet jetzt auf einer tiefgründigeren Ebene statt. Bei dem einen Menschen früher, bei dem anderen etwas später oder auch gar nicht. Ab jetzt werden Dinge, die man gehört und gelernt hat, mehr hinterfragt. Häufig findet jetzt erst die wirkliche eigene und unabhängige Meinungsbildung statt. Bleibt man im reinen Konsumieren von Informationen hängen, ist dies für die Entwicklung der Denk-Kräfte schädlich. Aktive Informationsbeschaffung und Fragen an und über das Leben sowie eigenständige Recherchen fördern die Ausbildung der Denk-Kräfte. In einem nächsten Schritt sollten dann die Willens-Kräfte in Form der Bewusstseinsseelen-Entwicklung stattfinden. Sich bewusst zu werden, wer wir als Menschen sind und wie wir in den Makrokosmos hineingestellt sind, sollte in diesem Lebensabschnitt entwickelt werden. Meist finden um das 37. Lebensjahr erste Brüche statt, die erste Lebenskrise beginnt.
Was will ich noch in meinem Leben erreichen? Solche und ähnliche Fragen tauchen auf. Ignoriert man die auftretenden Impulse, Widerstände und Blockaden, die einen womöglich einen anderen Weg als den vorgedachten weisen, kann es zu Krankheit und Schicksalsschlägen kommen. Jetzt gilt es das Leben bewusst zu gestalten und dem Leben eine Vision zu geben.
Lebt man in den Zyklen von 21 bis etwa 35 Jahren noch eher unbewusst und ist mit der eigenen Karriere sowie der Familiengründung beschäftigt, taucht bei einigen Menschen im letzten Dreierzyklus der Seelenkräfte-Entwicklung die Sinn-Frage auf. Fragen wie:
Bin ich im richtigen Beruf?
Was möchte ich die nächsten Jahre noch erreichen?
War das alles?
Was ist der Sinn meines Daseins?
Entwicklung der Geist-Kräfte
In den Jahren 42 – 63 ist es essentiell, dass wir uns nicht nur auf die Vergnügungen und die bequeme Seite des Lebens konzentrieren, sondern aktiv unser Seelenleben weiterentwickeln. Ideal ist, wenn wir erkennen, dass es mehr gibt als nur die Materie und dass wir erkennen, dass alles Materielle aus dem Geistigen kommt – einer Idee – entstammt. Bleiben wir in der rein materiellen Maximierung von Hab und Gut hängen, kann es zu ernsthaften Lebens- und Sinnkrisen sowie zur vorzeitigen Alterung kommen. Sich dieses Wissen über die Lebenszyklen anzueignen und in die Entwicklungsarbeit von Menschen zu integrieren, gibt uns erst die Möglichkeit, selbst wirklich gut in die Welt hineinzuwachsen und andere, zum Beispiel unsere Kinder, optimal zu begleiten. Unsere Aufgabe als Eltern und Lehrer ist weniger das Erziehen, sondern das Begleiten von Kindern ins Erwachsenenleben hinein und
darüber hinaus. Auch ist dieses Wissen für jeden persönlich und somit auch in persönlichen Beziehungen wertvoll, denn so kann nochmal ein viel tieferes Verständnis für andere Menschen entstehen. Auch sollte es während der Lehrzeit und bei der Personalentwicklung in Unternehmen Berücksichtigung finden. Das Wissen über die Psycho-Physiognomik kann hierbei zusätzlich eine wertvolle Hilfe sein. Überall dort, wo Menschen heranwachsen, ausgebildet oder weitergebildet werden, sollte das Wissen über die Lebensrhythmen mit hineinfließen, wenn wir als Gesellschaft gesunden wollen. Auf unserer Internetseite finden Sie Interviews mit Menschen, die uns die Möglichkeit gegeben haben, in ihre Biografien etwas einzutauchen. So können Sie leichter verstehen, wie das Leben uns Menschen an die Hand nimmt. (tl)
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