Tschengla Steinkreise
Ein Kraftort am Bürserberg
Auf dem 1.250 Meter hohen Hochplateau Tschengla auf dem Bürserberg findet man kreisförmig angeordnete Steine, denen eine neolithische (jungsteinzeitliche) Herkunft nachgesagt wird.
Ein Gastbeitrag von Chris Fiolka.
Unweit der Alpe Rona entdeckte der Maschinenbauingenieur und Pendler aus Bludenz, Gerhard Pirchl, im Jahre 2002 durch eine Pendlung nach Wasser- beziehungsweise Steinadern, die sich zu dieser Zeit teilweise noch unter der Erde befindenden Steine, ließ sie ausgraben und an der jeweiligen Fundstelle aufstellen. Vermutet wird, die Steinkreise seien eine Kultstätte, die auf die Göttin Rätia zeigt (die Herrin der Natur, Namensgeberin des Rätikon-Gebirges). Ebenso könnten die Steinkreise jedoch in der Vergangenheit in Form eines Kalenders gedient haben. Zu der Zeit, als diese Steinkreise zusammengetragen wurden, gab es noch keine standardisierte Art, bestimmte Tage, Zeiten oder Saisonen so festzuhalten, wie wir es heute kennen. Sicherlich gab es damals bereits unvorhersagbare Wetterlaunen, wie späte Schneefälle oder Hitzewellen. Durch diese Launen war es bereits wichtig, die unterschiedlichen Jahreszeiten nicht vom Wetter abhängig zu machen, sondern nach dem Lauf der Sonne. Für Aussaat, Wachstum und Ernte war der Blick in den Himmel und zu den Sternen sehr wichtig. Anhand des Blicks zum Horizont wurden bestimmte Positionen der Sonne durch in den Boden gelegte Steine markiert.
Der Sonnenuntergang beispielsweise um etwa den 22. April, abzulesen an der Mondspitze (ein 1967 m hoher Berg) zeigte wohl den Beginn der Anbauzeit. Ein weiterer Fixpunkt zeigte etwa um den 22. Mai herum den Beginn der Hauptwachstumszeit und wiederum ein anderer zeigte vermutlich den Höhepunkt des Sommers an. Die Nord- und Südsteine der Steinkreise wurden hierbei bereits ähnlich eines Kompasses in ihrer Form markiert. Ebenso wurde der Sonnen-, beziehungsweise Mondaufgang durch Steinbahnen markiert.
Astronomische und geografische Daten wurden somit sichtbar gemacht und dokumentiert.
Das Ausmaß des hierfür benötigten Zeitaufwands musste immens gewesen sein. Insgesamt 21 Steine bilden die Kreisformen, wobei die Markierungen der wichtigsten Sonnenstände erkennbar bleiben. Unterirdisch befinden sich circa 2.000 Megalithen (Steine, meist aus Gneis oder Granit), verteilt über die Kreise, welche an ihrer ursprünglichen Fundstelle belassen wurden und in einer Distanz von bis zu zwanzig Kilometern Entfernung aufgefunden wurden. Durch diese Menge an Megalith-Steinen kann man die Tschengla Steinkreise durchaus mit bekannteren Monumenten vergleichen.
Die Tschengla Steinkreise sind einer der größten Megalithplätze Europas. Inzwischen wurden ähnliche unterirdische Steinbahnen bei bekannteren Stein-Monumenten entdeckt. Diese Steinkreise stellen einen wohltuenden Ruhepol dar, der im starken Kontrast zu dem eher lauten Tourismustrubel des unweit entfernten Bikeparks im Brandnertal steht und ist somit umso wichtiger in seiner Funktion als enigmatischer Zeitzeuge.
Jeder Ort dieser Art hat eine sehr individuelle Wirkung auf den jeweiligen Betrachter, doch bietet jeder einzelne eine sehr gute Möglichkeit, in sich zu gehen und eine Ruhe zu finden, die man sonst nicht finden würde.
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