Vertrauen – Der Erfolgsfaktor Nr. 1
Entwicklung einer Unternehmenskultur
Wir möchten eine neue Unternehmenskultur und halten doch an alten Mustern und Glaubenssätzen fest. Neues soll auf Altem entstehen, das ist noch nie wirklich erfolgreich gelungen. Wenn Neues entstehen soll, braucht es auch einen neuen, frischen Nährboden. Es braucht eine neue Kultur, ein neues Denken und Handeln und das kann nur durch ein konsequentes Vorleben des Neuen entstehen. Mitarbeitende müssen Vertrauen in das Management und deren Ziele entwickeln, deshalb gilt es hier bewusst anzusetzen. Sich mit dem Thema Vertrauens-Kultur in Organisationen auseinanderzusetzen, bildet die Basis, damit Neues entstehen kann.
Wenn eine Organisation eine neue Form von Zusammenarbeit erarbeiten möchte, braucht es zum einen viel Durchhaltevermögen, aber auch ein anderes Menschenbild. Eine Form von vernetzter Zusammenarbeit, wie in einem Organismus, setzt Vertrauen voraus und das fehlt meist bei vielen Menschen in Organisationen. Auch wird häufig vergessen, dass es die Menschen sind, die eine Kultur prägen und dies sind in erster Linie die Manager und Geschäftsführer. Es wird häufig unterschätzt, wie die Handlungen mit einem neuen Werte- und Kulturverständnis abgeglichen werden sollten. Erst wenn authentisch gehandelt wird und dies über einen langen Zeitraum, entsteht bei Mitarbeitenden Zutrauen, dass es wirklich ernst gemeint ist. Allein mit einer neuen Management-Methodik kann dies nur schwerlich gelingen.
Es braucht hierfür Persönlichkeitsentwicklung bei allen und auf allen Ebenen. Persönlichkeitsentwicklung und ein hohes Maß an Reflexionsvermögen sind die Basis für einen wirklichen und nachhaltigen Kulturwandel. Zusätzlich braucht es auch Klarheit, wie und wodurch Vertrauen entstehen kann. Eine wirkungsvolle Vertrauens-Kultur zu etablieren ist also konsequente Arbeit mit den Menschen und ihrem Verhalten und es muss klar sein, dass man nur Schritt für Schritt in diese Kultur hineinwächst. Deshalb braucht es eine klare Vision. Bereits hier spielen die Motive eine große Rolle (siehe nachfolgenden Artikel). Menschen erkennen, ob sie ihrem Gegenüber Vertrauen können oder nicht. Die authentische Erscheinung ist hierfür ausschlaggebend, diese wird unbewusst wahrgenommen. Deshalb gibt es auch Menschen, denen man mehr Vertrauen schenkt und anderen weniger. Wenn jemand kein wirkliches Selbstvertrauen ausstrahlt, einer Aufgabe gewachsen zu sein, tut man sich schwer, demjenigen eine verantwortungsvolle Tätigkeit zu übergeben. Deshalb ist es wichtig, dass man sich intensiv mit dem Begriff „Zutrauen“ und „Vertrauen“ auseinandersetzt.
Ein solides, authentisches Selbstvertrauen ist die Basis für tragfähige Beziehungen und eine starke Vertrauens-Kultur. Hier ist das Management gefordert, als Vorbild vorauszugehen, damit Mitarbeitende Vertrauen in die Organisation gewinnen, um bei der Gestaltung einer Vertrauens-Kultur
aktiv mitzuwirken. Der Begriff des Vertrauens ist also weitaus komplexer als wir beim ersten kurzen Nachdenken meinen. Die Schlüsselworte für die erfolgreiche Etablierung einer Vertrauens-Kultur sind das Zutrauen und dann Vertrauen.
Selbstvertrauen entwickeln
Derjenige, der ein gesundes Selbst-Vertrauen ausstrahlt, zeichnet sich durch ein paar wesentliche Verhaltensweisen aus, die wir meist ganz unbewusst
wahrnehmen. Nicht immer haben wir dafür auch gleich die passenden Worte, deshalb ist es lohnend, sich mal etwas intensiver damit auseinanderzusetzen.
Glaubwürdigkeit ist die Basis von Vertrauen. Gleichzeitig wird uns aber auch nur Vertrauen entgegengebracht, wenn wir auch selbst diese
Glaubwürdigkeit ausstrahlen. Glaubwürdigkeit setzt sich aus Integrität, Absichten, Fähigkeiten und Ergebnissen zusammen.
Unter Integrität verstehen wir den Mut im Einklang mit den leitenden Werten und Überzeugungen zu leben und zu handeln. Die Absichten stellen die Motive dar, unsere Agenden, nach denen wir handeln und Entscheidungen treffen. Sind wir bei unseren Motiven wirklich klar? Sind die Motive auf das gesamte Ergebnis ausgerichtet oder gibt es eine „hidden agenda“? Dient die Entscheidung der persönlichen Ergebnis-Verbesserung oder hilft sie dem großen Ganzen, um die Unternehmung voranzubringen? Nur wer ehrliche Motive verfolgt, wird als vertrauenswürdig angesehen.
Unsere Fähigkeiten bilden die solide Basis, damit andere Menschen uns leichter vertrauen können und stellen sicher, dass das Vertrauen nicht
in die Gutgläubigkeit abrutscht. Jeder muss sich dabei Gedanken über seine persönlichen Talente und Fähigkeiten machen, die vorhanden sind oder noch zu erlernen sind. Nur dann können die gewünschten Ergebnisse erzielt werden. Wenn Menschen zugesagte Ergebnisse nicht zuverlässig liefern, wird das Vertrauen schnell schwinden. Wenn wir etwas versprochen haben, müssen wir es auch halten oder rechtzeitig darüber informieren, wenn es zu Verzögerungen kommt.
Die Integrität und die Absichten werden unseren Charakter-Eigenschaften zugerechnet und nicht jeder hat die gleichen Charakter-Stärken oder Charakter-Schwächen, an denen gearbeitet werden sollte. Um hier etwas zu verändern, braucht es eine erhöhte Reflexionsbereitschaft sowie einen starken Willen, damit etwas Neues dazu gelernt werden kann. Fähigkeiten und Ergebnisse werden den Kompetenzen zugerechnet. Durch häufiges und kontinuierliches Üben stellen sich hier schneller erste Erfolge ein. Anhand einer kurzen Selbstreflexion (siehe Download Fragebogen) kann man schnell sehen, wie gut die selbstgelebte Glaubwürdigkeit ist. Diese Liste kann sowohl von der Führungskraft als auch von Mitarbeitenden oder Kollegen ausgefüllt werden. So erhält man sofort ein klares Bild, bei welchen Punkten es Handlungsbedarf gibt.
Vertrauen in Beziehungen aufbauen
Herrscht Klarheit über das Selbst-Vertrauen, kann eine Ebene weitergegangen werden – ins sogenannte Beziehungsvertrauen. Wir können erst wirklich Vertrauen in Beziehungen entwickeln, wenn wir ein gesundes Selbst-Vertrauen entwickelt haben. Solange wir in diesem Punkt nicht gefestigt sind, kommt es im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder zu Auseinandersetzungen und Misstrauen. Auf dieser Ebene sind auch viele Organisationsprozesse aufgebaut. Dazu aber später
mehr.
Wenn wir Beziehungen nachhaltig gestalten wollen, spielen die nachstehend aufgeführten Aspekte eine wesentliche Rolle. Wir haben es in Form von dreizehn Vertrauenspunkten verdeutlicht. Wenn diese konsequent von jedem gelebt werden, kann eine wirklich vertrauensvolle Umgebung entstehen. Diese macht dann auch nicht vor den Unternehmenstüren halt, denn jede Organisation lebt von ihren Kunden und Lieferanten. Dabei geht es um konsistentes
Verhalten. Es muss gelernt werden, so mit anderen Menschen umzugehen, dass Vertrauen entsteht und nicht, dass wir es zerstören. Es geht im Einzelnen um Verhaltensweisen, die alle Menschen auf der Welt, die viel Vertrauen genießen, gemeinsam haben.
Diese Verhaltensweisen beruhen auf Prinzipien, durch die vertrauensvolle Beziehungen entstehen können und somit nicht auf irgendwelchen Strategien, Techniken oder Methoden, sondern auf dauerhaften Prinzipien, die sich im Laufe der Geschichte in allen Kulturen bewährt haben.
Die 13 Vertrauensaspekte
- Ehrlich sein – Sagen Sie die Wahrheit und geben Sie alle notwendigen Informationen.
- Respekt zeigen – Nehmen Sie andere wichtig und zeigen Sie ihnen das auch. Wie sprechen Sie über Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten – Achten Sie auf Ihre Sprache?
- Transparenz schaffen – Welche Ergebnisse werden in welcher Form offen kommuniziert? Gibt es hier Tabus?
- Fehler wieder gut machen – Jedem passieren Fehler, dies zuzugeben und gemachte Fehler zu verbessern, ist ein wesentlicher Aspekt.
- Loyal sein – Wie spricht man außerhalb der Firma über die Firma, den Inhaber, die Führungskr.fte und Kollegen?
- Ergebnisse liefern – Zuverlässig zugesagte Ergebnisse zum vereinbarten Zeitpunkt liefern.
- Sich verbessern – Überall gibt es Verbesserungs-Potenziale, nicht alles gleich machen, sondern immer darüber nachdenken, was kann ich wann und wie verbessern.
- Sich der Realität stellen – Nicht die Augen vor Veränderungen oder negativen Entscheidungen verschließen, sondern sich mutig schwierigen Situationen stellen.
- Erwartungen klären – Was erwarte ich von meinem Gegenüber, welche Ergebnisse will ich haben, was soll die vereinbarte Leistung beinhalten und was nicht?
- Verantwortung übernehmen – Für sein Handeln und die Ergebnisse verantwortlich sein und nichts auf andere oder auf die Umstände schieben.
- Erst zuhören – Den anderen ausreden lassen.
- Versprechen halten – Wenn etwas versprochen wurde, dann muss das auch eingehalten werden, wenn sich Veränderungen ergeben haben, dann muss das rechtzeitig kommuniziert werden.
- Anderen Vertrauen schenken – Nicht auf Basis von falschen Voraussetzungen das Vertrauen schenken, sondern nach den Punkten der Glaubwürdigkeit.
Unser Verhalten zählt, nicht das, was wir sagen!
Die dreizehn Prinzipien helfen dabei, Worte und Taten in Einklang zu bringen. Das Verhalten kann jeder jederzeit ändern, es bedarf einzig allein dem Willen und der Einsicht, dass etwas innerhalb der Organisation verändert werden sollte. Hier eine kurze Geschichte, die es etwas
deutlicher macht.
Eines Tages kam eine Frau zu Pfarrer Crane, die so wütend auf ihren Mann war, dass sie sich nicht nur scheiden lassen, sondern ihm auch Schmerzen zufügen wollte. Pfarrer Crane sagte zu ihr: Gehen Sie nach Hause und verhalten Sie sich so, als würden Sie Ihren Mann wirklich lieben. Sagen Sie ihm, dass er Ihnen unendlich viel bedeutet. Loben Sie ihn für alle seine guten Seiten. Bemühen Sie sich mit aller Kraft, nett, rücksichtsvoll und großzügig zu sein. Wenn Sie ihn dann von Ihrer unsterblichen Liebe überzeugt haben und er glaubt, dass Sie nicht ohne ihn leben können, sollten Sie die Bombe platzen lassen: Sagen Sie ihm, dass Sie die Scheidung wollen. Das wird ihm wirklich wehtun! Die Frau fand diese Idee brillant und tat alles, um ihren Mann davon zu überzeugen, dass sie ihn von ganzem Herzen liebe. Nach ein paar Monaten stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass sie ihn wirklich liebte. Sie hatte ihre Liebe durch ihr Verhalten wieder geweckt. (wird Pfarrer George Crane zugeschrieben)
Wenn wir im organisationalen Zusammenleben das Wort „Liebe“ durch Respekt tauschen und um den Begriff Wertschätzung erweitern, dann kann ein jeder jedem Menschen liebevoll gegenübertreten. Den Menschen als Menschen respektieren, das Verhalten darf getadelt werden und das kann geübt werden.
Wenn diese 13 Prinzipien konsequent innerhalb der Organisation, gegenüber Kunden und Lieferanten vorgelebt und eingefordert werden, dann wird sich die Zusammenarbeit stark verändern und Reibungsverluste werden minimiert. Es wächst eine echte Dialog- und Vertrauenskultur mit hoher Wertschätzung und Respekt gegenüber Kollegen und allen Menschen, mit denen man in Kontakt kommt.
Vertrauensbildende Prozesse
Neben dem Verhalten innerhalb der Organisation sollten im gleichen Zuge auch die Prozessabläufe überprüft werden. Herrscht eine vertrauensbildende oder eher eine vertrauensverhindernde Prozess-Struktur vor. Ob in Ihrer Organisation eine vertrauensbildende oder vertrauensverhindernde Prozess-Struktur
vorherrscht, können Sie ganz einfach an Entscheidungswegen innerhalb Ihrer Organisation feststellen. Wer darf wo, wann, was entscheiden. Wer darf neue Prozesse initiieren, geht es über Arbeitsgruppen oder top down.
Es lohnt sich, die internen Prozesse unter dem Aspekt der Vertrauensbildung zu überprüfen und in die Diskussion zu gehen, damit findet automatisch ein Austausch statt. Dies hilft dem Prozess der Vertrauensbildung und Prozesse werden auch gleich noch auf Sinnhaftigkeit überprüft.
Wenn wir Menschen Vertrauen entgegenbringen, wachsen sie über sich hinaus. Jeder kann das bei Kindern beobachten. Diese in die Arbeitswelt zu übertragen, ist die Aufgabe unserer Zeit und auch hier muss jeder bei sich selbst beginnen. Jeder kann JETZT beginnen, seinem Gegenüber, ob Vorgesetzter, Kollege oder Freund, Vertrauen zu schenken. (tl)
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